Neulich im Museum...


Als Liebhaber alter Bücher im Allgemeinen und alter Bibeln im Besonderen verschlägt es mich ab und an in ein Museum. Und immer wieder sieht man da auch Bibeln. Hinter Panzerglas, was auch sonst. Immer wieder fällt mir auf, dass erstens die Verantwortlichen teilweise keine Ahnung haben, welchen Wert- oder Nichtwert ihre Stücke haben (eine bilderlose Allioli muss nicht hinters Glas, sie hat einen Realwert von 10,-) bzw. welche Pflege die Bibeln bedürfen. Wenn ich Sätze höre, wie „Wir blättern, die Bibeln alle zwei Tage um, damit das Sonnenlicht, die Seiten nicht beschädigt!“ bin ich indigniert. Sie mögen anderer Meinung sein. Ich denke, es ist nicht die vordringliche Aufgabe von Museen und Bibliotheken Bibeln so wegzusperren, dass eine sinnliche Wahrnehmung nicht mehr erfolgen kann. Wer einmal den Klang des alten Hadernpapiers gehört hat, einmal die Schnitte erfühlt hat, der wird schnell sehen: Nur mit allen Sinnen sind alte Bücher zu erfassen. Im Übrigen halten alte Bibeln eine ganze Menge aus. Bücher, jahrhundertealt und oftmals täglich im Gebrauch, zerfallen auch im 21. Jahrhundert nicht auf der Stelle zu Staub, wenn man sie anfasst. Im Gegenteil! Sie könnten eine Bibel aus dem 16. Jahrhundert locker in einen See tauchen. Vorausgesetzt das Wasser ist sauber und sie warten die Trocknungszeit ab, werden sie am Buch keine substantiellen Veränderungen feststellen.